Mit SUMO präsentierte die Helmut Newton Stiftung das wohl spektakulärste und teuerste Fotobuchprojekt aller Zeiten, das vor zehn Jahren auf den Buchmarkt kam.

Der Kölner Verleger Benedikt Taschen überzeugte seinerzeit Helmut Newton, ein gigantisches Buch in einer Auflage von 10.000 Exemplaren zu produzieren, die alle vom Fotografen signiert wurden. Die außergewöhnliche Publikation wurde mit einem eigens von Philippe Starck entworfenen Buchständer ausgeliefert.

Erstmals wurden die 394 Bilder des Buches sowie Memorabilia in Berlin ausgestellt, um das zehnjährige Jubiläum des inzwischen vergriffenen und in Sammlerkreisen hoch begehrten Fotobuches zu feiern. Anlässlich dieser Präsentation erschien im Taschen-Verlag eine verkleinerte und überarbeitete Version für den regulären Buchhandel.

Parallel zu SUMO wurden in der Ausstellung Three Boys from Pasadena ausgewählte Werke von Mark Arbeit, George Holz und Just Loomis gezeigt, die Ende der 1970er Jahre am Art Center College of Design in Pasadena studierten und später Newtons Assistenten wurden.

Three Boys from Pasadena

Matthias Harder

Wie bereits in früheren Ausstellungen der Helmut Newton Stiftung wurde erneut – parallel zu SUMO – das Werk von Newtons Wegbegleitern präsentiert. Mark Arbeit, George Holz und Just Loomis waren Studenten am Design College im kalifonischen Pasadena, als Newton sie Ende der 1970er Jahre kennenlernte, später assistierten sie ihm immer wieder.

Die drei wurden von June Newton eingeladen, in einer ersten gemeinsamen Ausstellung jeweils eine Auswahl aus ihrem eigenen fotografischen Werk zu präsentieren; ergänzt wird dies durch so genannte Memorabilia, in denen auch die persönliche Nähe und jahrzehntelange Freundschaft zu Helmut und June Newton sichtbar wird.

Mark Arbeit, Woman with Rose Head, March 1986 © Mark Arbeit

Mark Arbeits Bilder sind teilweise formal sehr ungewöhnlich. Mit seinen fototechnischen Experimenten, gewissermaßen aufgeklappte Polaroids, die vergrößert auf einem Fotopapier belichtet sind, zeigt er auch die andere, schattenartige Seite des fotografischen Bildes – und deren Entstehung. Damit und in seinen Bildcollagen mit afrikanischer Stammeskunst rekurriert er auf experimentelle Phasen in der Geschichte der Aktfotografie, etwa im Surrealismus. In einer anderen Werkgruppe präsentiert er Aktmodelle in Pariser Künstlerateliers. Die französischen Aktmaler und- malerinnen selbst sind abwesend und werden nur über ihre Werke auf den Staffeleien und an den Wänden repräsentiert. Im Studio befinden sich stattdessen Aktmodelle, die die Gemälde durch ihre Anwesenheit medial paraphrasieren.

George Holz fotografiert neben den Aufträgen, berühmte Schauspieler oder Musiker, unter ihnen Brad Pitt, Angelina Jolie oder Madonna, in seiner freien Arbeit portraitierte er mit Vorliebe ebenfalls Frauen, nackt und lebensgroß, in Innenräumen oder im Freien. Gelegentlich sind die Bilder so stilisiert, als handele es sich um „film stills“ aus frühen Fritz Lang-Filmen, andere kommen ohne zusätzliche Accessoires aus, etwa das Modell Rachele, das sich an einem Pool in Hollywood rekelt. Häufig existiert in seinen Bildern eine reziproke Anziehungskraft der Geschlechter, die auch die Idee einer Naturverbundenheit transportiert bis hin zu einer geradezu mystischen Verschmelzung von Mensch und Natur. Holz interessiert hier eine zeitlose, natürliche Nacktheit, gelegentlich mit raffinierten Schattenwürfen oder Veränderungen der Körperoberflächen.

George Holz, Rachele Poolside, Hollywood California 2000 © George Holz
Just Loomis, Skaters, Los Angeles 2006 © Just Loomis

Just Loomis schließlich wählt den unmittelbaren, ungeschönten Blick ins amerikanische Alltagsleben. Teils Schwarz-Weiß, teils in Farbe sehen wir in die Gesichter von jungen Kellnerinnen, Skateboardern oder Passanten, die unbeteiligt und gleichzeitig ungekünstelt zurückschauen. Neben der Auftragsfotografie für Zeitschriften in den Bereichen Mode oder Porträt, entstehen immer wieder auch freie Projekte und Bilder, etwa „backstage“ im Modebusiness oder unterwegs – wie es in der Helmut Newton Stiftung vorgestellt wurde. Hier scheint kaum etwas inszeniert, es sind intensive visuelle Begegnungen mit Unbekannten. Loomis’ zeitlos-zeitgenössische Porträts spielen mit der Schönheit und Banalität des Augenblicks.